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Ellen Fricke: „Wie oben schon erwähnt“ – deiktisches Navigieren in Texten

Hauptseminar, Sommersemester 2012, Dienstag, 16 bis 18 Uhr, Ort: KG III / 3214, Beginn: 24. April 2012


 

„Wie oben schon erwähnt, handelt es sich bei Deiktika oder Zeigwörtern um solche sprachlichen Ausdrücke, die nur unter Rückgriff auf den Kontext interpretiert werden können“. In dieser Äußerung ist der Ausdruck oben ein Deiktikon. Warum? Von der Textstelle aus, an der oben erscheint, wird auf eine vorangegangene Position im Text „gezeigt“. Dasjenige worauf gezeigt wird, das Demonstratum, ist also ein Textfragment. „Die werdende Rede wendet sich sozusagen auf sich selbst zurück“, so Karl Bühler in seiner Sprachtheorie (1934: 124). Die Parallele zeigt sich im Vergleich zu solchen Ausdrücken, die unzweifelhaft als deiktisch gelten. Genauso wie mit der derselben Wortform ich auf jede beliebige Person, insofern sie gerade spricht, referiert werden kann, kann man mit derselben Wortform oben auf unterschiedliche Positionen im Text referieren, und zwar in Abhängigkeit von der Textposition, an der oben erscheint. Eine wichtige kommunikative Funktion von deiktischen Ausdrücken ist es, die Aufmerksamkeit des Adressaten zu steuern. So liegt ein Schwerpunkt des Seminars auf der Untersuchung des Zusammenwirkens von sprachlichen und bildlichen Mitteln (z.B. Pfeile) der Aufmerksamkeitssteuerung in Texten (z.B. Printmedien, Werbeanzeigen, Internetseiten, Powerpointpräsentationen). An diese Analysen schließt sich zum einen die Diskussion der Abgrenzungsproblematik von Textdeixis und Textphorik auf der Basis neuerer Forschungsliteratur an, und zum anderen werden weiterführend deiktische Verfahren in der geschriebenen und gesprochenen Sprache miteinander verglichen. 

Literatur:
Bühler, Karl (1934/1982): Sprachtheorie. Die Darstellungsfunktion der Sprache. Stuttgart, New York: Fischer.
Fricke, Ellen (2007): Origo, Geste und Raum: Lokaldeixis im Deutschen. Berlin, New York: de Gruyter.

Voraussetzung: Es wird eine regelmäßige und aktive Teilnahme sowie die Bereitschaft zu eigenständigen Analysen in kleinen Projektgruppen erwartet.

Leistungsnachweis: Mündliche Prüfungsleistung (6 ECTS): Referat/Projektpräsentation; schriftliche Prüfungsleistung (8 ECTS): Referat/Projektpräsentation sowie eine Hausarbeit (ca. 20 Seiten). Abgabetermin: 25.09.2012.

Zum internen Bereich des Seminars. Zugang nur mit Kennwort.

Zur entsprechenden Seite der Germanistischen Linguistik, Universität Freiburg.

Seminarplan