Ellen Fricke: Kollektive Intentionalität – Ansätze zur Analyse gemeinschaftlichen sprachlichen Handelns
Hauptseminar, WS 2011/2012, Mittwoch 18 bis 20 Uhr, Ort: KG III HS 3214
„Zwei Fußgänger biegen dicht hintereinander um die Ecke, gehen ungefähr im Gleichschritt die Straße hinunter und verschwinden beide hinter der nächsten Biegung. Wandeln sie bloß zufällig auf demselben Pfad – oder sind die beiden etwa gemeinsam unterwegs?“ (Schmid/Schweikard 2009: 11). In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit der Frage, was paralleles individuelles Handeln von gemeinsamen Handeln unterscheidet. Sprachliches Handeln verlangt Kooperation und steht im Kontext gemeinsamen Tuns. So nehmen Tomasello und Rakoczy (2009) an, dass es die kollektive Intentionalität ist, die Menschen als humane Primaten von Affen, den nicht-humanen Primaten, unterscheidet. Welche Faktoren sind für gemeinsames Handeln konstitutiv? Was unterscheidet gemeinsames Handeln von koordiniertem Handeln? Woran können wir gemeinsames Handeln erkennen? Die meisten handlungstheoretischen Ansätze gehen davon aus, dass der Unterschied zwischen individuellem und gemeinsamen Handeln in der leitenden Absicht des der Beteiligten zu verorten ist. So nimmt beispielsweise Searle an, dass Wir-Absichten eine primitive Form von Intentionalität sind, die nicht auf Ich-Absichten plus wechselseitig geteilte Überzeugung reduzierbar ist. Das Ziel dieses Seminars besteht zum einen in der systematischen Erarbeitung grundlegender Literatur zum Thema kollektive Intentionalität ausgehend von dem 2009 erschienenen gleichnamigen Sammelband (siehe Literaturliste). Zum anderen wenden wir uns der Analyse von konkreten Phänomenen gemeinsamen sprachlichen Handelns zu.
Literatur:
Schmid, Hans Bernhard und David P. Schweikard (Hrsg.) (2009): Kollektive Intentionalität. Eine Debatte über die Grundlagen des Sozialen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Searle, John R. (2009): Kollektive Absichten und Handlungen. In Hans Bernhard Schmid und David P. Schweikard (Hrsg.), Kollektive Intentionalität. S. 99–118.
Tomasello, Michael und Hannes Rakoczy (2009): Was macht menschliche Erkenntnis einzigartig? Von individueller über geteilte zu kollektiver Intentionalität. In Hans Bernhard Schmid und David P. Schweikard (Hrsg.), Kollektive Intentionalität. S. 697–737.
Voraussetzung: Es wird eine regelmäßige und aktive Teilnahme sowie die Bereitschaft zur Moderation thematischer Schwerpunkte und zu eigenständigen Analysen in kleinen Projektgruppen erwartet.
Leistungsnachweis: Mündliche Prüfungsleistung (6 ECTS): Referat/Projektpräsentation; schriftliche Prüfungsleistung (8 ECTS): Referat/Projetpräsentation sowie Hausarbeit (ca. 20 Seiten). Abgabetermin: 2. April 2012.
Zum internen Bereich des Seminars. Zugang nur mit Kennwort.
Zur entsprechenden Seite der Germanistischen Linguistik, Universität Freiburg.